Schicksal eines Jagdhunds


Im Juli 2005, während unseres viertägigen Aufenthalts im Tierheim von Loulé, kam eine besorgte Engländerin zu uns und übergab uns einen alten Jagdhund-Rüden, den sie an einer viel befahrenen Straße gefunden hatte.
Das arme Geschöpf bot ein Bild des Jammers. Er war klapperdürr, die Haut zwischen den deutlich sichtbaren Rippen tief eingefallen, die Hüftknochen stachen heraus wie bei einer Kuh. Er war sehr erschöpft und man merkte ihm die Strapazen der vergangenen Wochen an.
Ganz besonders schlimm sah aber sein Gesicht aus. Er war leishmaniose-krank und sein Anblick war erbärmlich. Der Bereich um Augen und Nase war total verkrustet. Man bekam unweigerlich das Gefühl, dass unter diesem alten, harten Schorf das rohe Fleisch zum Vorschein kommen würde. Der arme Kerl war nahezu blind und hörte auch nicht mehr gut. Wahrscheinlich irrte er lange Zeit alleine und hilflos herum, bis schließlich die Engländerin auf ihn stieß.
Ob der Jagdhund wohl begriffen hat, warum sein Herr ihn aussetzte? Sicherlich hat er in jungen Jahren seinem Besitzer gute Dienste geleistet. Diese Tiere sind ihren Menschen auch dann treu ergeben, wenn sie ihr Leben an der Kette fristen müssen. Umso mehr freuen sie sich, wenn ihr Herr und Meister sich mit ihnen abgibt. Dass es den Zweibeinern nur um ihren eigenen Vorteil geht, verstehen sie nicht. Wie sollte das auch ein Hund kapieren, der nie etwas anderes kennen gelernt hat?! Mit Eifer will er bei der Jagd beweisen, was in ihm steckt. Wenn dann das Alter langsam einsetzt und die Knochen nicht mehr so mitwollen, dann verlieren die Zweibeiner plötzlich das Interesse an ihren „Gefährten“. Kommt dann auch noch eine Krankheit hinzu, die womöglich einen Tierarztbesuch und finanziellen Einsatz erfordert, dann ist die Freundschaft schnell vergessen.
So ging es wohl auch unserem bedauernswerten Findling, als er seine Pflichten als Jagdhund nicht mehr erfüllen konnte. In solch einen „unnützen Fresser“ wird kein Geld mehr investiert. Die Leishmaniose, die im Anfangsstadium noch behandelbar gewesen wäre, wurde nicht bekämpft. Und als sie zu weit fortgeschritten war, um dem Tier noch helfen zu können, war dem Hundebesitzer offensichtlich selbst das Einschläfern zu viel. Also wählte er den einfachsten Weg und setzte seinen treuen Vierbeiner irgendwo aus. Weit genug von Zuhause entfernt, damit er auch ja nicht mehr heim findet.
Niemand weiß, was der alte Jagdhund durchmachen musste, bevor er ins Tierheim gebracht wurde. Seine Verzweiflung muss groß gewesen sein. Sicher ist jedoch, dass er die Menschen noch immer liebte, denn er drückte sich so nah wie möglich an uns heran und bettelte um Streicheleinheiten. Es zerriss uns schier das Herz!
Leider konnten wir dieser geschundenen Kreatur nicht mehr helfen. Er war so krank, dass wir ihn einschläfern lassen mussten.