Leben und Tod


Leben und Tod liegen im Tierheim in Loulé oft nah beieinander. So sehr wir uns auch bemühen, wir können nicht alle Tiere retten. Diese bittere Erfahrung müssen wir regelmäßig machen.
Bei Tilly hatte es eigentlich ganz gut angefangen. Sie wurde im Sommer 2005 als eine der Kandidaten für Deutschland ausgesucht. Aber da wir aufgrund von Kapazitätsproblemen (sowohl beim Flug als auch bei der Unterbringung in Deutschland) nur einen Teil der Hunde direkt mitnehmen konnten, musste Tilly noch warten.
Mitte September 2005 hatten wir schließlich Flugpaten für sie. Also wurde sie vollends „reisefertig“ gemacht, d.h. neben der bereits gültigen Impfung wurde sie einige Tage vorher noch mal beim Tierarzt vorgestellt, der sein endgültiges Okay für den Flug geben muss. So weit, so gut.
In der Nacht vor ihrem Abflug jedoch überraschte uns Tilly mit der Geburt von fünf Welpen. Das machte natürlich unsere ganzen Pläne zunichte, denn so war eine Ausreise unmöglich. Stattdessen bekam eben ein anderer Vierbeiner die Gelegenheit zum „Umzug“ nach Deutschland.
Doch zurück zu Tilly. Dass sie überhaupt trächtig gewesen war, hatte im Vorfeld keiner bemerkt, da bei über 400 Hunden im Tierheim leider manches Mal der Durchblick fehlt und sie so schlank war, dass es keine Anhaltspunkte für eine Trächtigkeit gab. Morgens wurde der Zuwachs dann jedenfalls von den Angestellten entdeckt und die kleine Familie durfte vom bisherigen Gehege ins „Mütter-Abteil“ umziehen.
Die Geburt inmitten der anderen erwachsenen Artgenossen war für Tilly und Kinder nicht gerade der beste Start, denn die hygienischen Bedingungen waren eher schlecht und wahrscheinlich musste die frischgebackene Mutter ihre Welpen gegen die Großen verteidigen. Sie kümmerte sich gut um ihren Nachwuchs und die Kleinen wuchsen und gediehen.
Doch als sie etwa fünf Wochen alt waren, wurde Tilly krank. Sie hatte blutigen Durchfall und wirkte sehr geschwächt. Noch abends riefen die Mitarbeiter den Tierarzt an. Der Veterinär hatte aber seine Praxis noch voller anderer Patienten und konnte nicht sofort kommen. Er versprach seine Visite für den kommenden Tag. Selbst in die Praxis fahren konnten die Tierheim-Mitarbeitern nicht, da das vereinseigene Auto mal wieder kaputt war und kein Privatwagen zur Verfügung stand.
Diese Nacht überstand Tilly jedoch nicht mehr. Das Personal fand sie am nächsten Morgen tot vor. Wir vermuten, dass sie sich bei der Geburt einen Infekt zugezogen hat, der erst nach einiger Zeit offensichtlich wurde und sie letztlich das Leben kostete.
Die verwaisten Welpen wurden einer anderen Mutter mit untergeschoben, doch trotz aller Mühen haben bis Ende November 2005 nur zwei von fünf überlebt. Und selbst diese beiden waren schwer krank und sind in ihrer körperlichen Entwicklung zurück geblieben. Wir hoffen allerdings noch, dass sie den Rückstand wieder aufholen.
Gerne hätten wir das Schicksal von Tilly in anderer Richtung beeinflusst. Wir sind ständig bemüht, so viele Tiere wie möglich kastrieren zu lassen, damit genau solche Geschichten nicht geschehen. Wäre es uns gelungen, könnte Tilly jetzt eine unbeschwerte Zukunft bei einer netten Familie haben, doch wie so oft fehlt schlicht und einfach das Geld, um alle Heimbewohner optimal zu versorgen.
Und somit müssen wir eine bittere Bilanz ziehen: Fünf Hunde geboren, vier gestorben und das weitere Schicksal der beiden Überlebenden ungewiss.
Wenn Sie mithelfen wollen, dass sich solch ein Drama möglichst nicht mehr wiederholt, dann unterstützen Sie uns bitte in Form des „Sponsorings“, damit wir die nötigen Tierarztkosten aufbringen können. Vielen Dank!